Sonntag, 25. Oktober 2015

Die Polizei - dein Freund und Helfer - der leider keine Zeit mehr für dich hat

Die Stimmung ist derzeit angespannt. Für meinen Mann wird es immer schwieriger den Job vor der Haustür zurückzulassen. Ich muss zugeben, dass ich beinah erleichtert bin wenn ich auf die Frage wie der Dienst war folgendes als Antwort bekomme: "Eine Unfallaufnahme und zwei Leichen." Das mag makaber klingen, aber in solchen Momenten bin ich mir sicher das sein Dienst "normal" verlief. Denn das wird zurzeit zur Seltenheit.

Ich denke es ist kein großes Geheimnis das in Deutschland ordentlich an der Polizei gespart wird. Stellen die wegen Pension frei werden, werden zum Beispiel nicht neu besetzt. Die Folge davon sind natürlich weniger Beamte im Dienst, woraufhin Polizeistationen oder Polizeiinspektionen geschlossen oder zusammengelegt werden. Damit werden natürlich auch die Einsatzgebiete größer. Wenn die Polizei nun mehr als eine Stunde Anfahrtsweg zum Geschehen hat, dann muss sich der Bürger nicht wundern, dass die Diebe schon über alle Berge sind, wenn die Polizei eintrifft.

Wenn dann auf der Dienststelle noch ein Krankenstand von 40 % herrscht, wird es natürlich eng. Die Menge an Krankenstand wundert mich nicht. Wenn ich allein diese Woche auf den Dienstplan meines Mannes schaue, sehe ich da innerhalb von 7 Tagen 56 Stunden Einsatz. Vor allem die 12-Stunden Schichten sind hart. Vor allem dann, wenn kurz vor Dienstende noch irgendein Einsatz kommt, der aus der 12- Stunden Schicht im besten Fall eine 13-Stunden Schicht macht. Da wirds mit den Ruhezeiten von 11 Stunden zwischen den Schichten manchmal sehr eng. Das mein Mann dann nach Hause kommt und nur noch ins Bett fällt ist da kein Wunder. Und dass dann auch irgendwann der Körper nicht mehr mitmacht sowieso.

Aber die Einsparung bei der Polizei ist nicht das einzige Problem. Die "Flüchtlingsproblematik" tut ihr Übriges dazu. Ob sich nun diverse Asylbewerber gegenseitig wegen Glaubensdifferenzen die Platten einschlagen oder sich gegenseitig Messer zwischen die Rippen schieben, ob Anschläge von Rechtsradikalen auf Flüchtlingsuntgerkünfte oder Demonstrationen wegen allgemeiner Unzufriedenheit der Bürger. Es sind nicht nur die Landes- und Bundespolizisten an den Grenzen die viel zu tun haben. Vor allem die Demonstrationen und Gegendemonstrationen hält auch die Landespolizei in den Stiefeln, die nicht an den Grenzen arbeitet. Die Bereitschaftspolizei hetzt zwischen Absicherung von Veranstaltunge, Fußballspielen und Demos hin und her. Das Personal fehlt, was dazu führt, dass zusätzlich Beamten von den Dienstellen zur Absicherung von Demonstrationen einberufen werden. Letzteres nimmt zurzeit extreme Überhand, wie ich finde. Vor einem halben Jahr meinte mein Mann, dass solche Einsätze vielleicht 3-4 Mal im Jahr passieren. Jetzt hat man sowas 1-2 Mal wöchentlich. Und wenn dann das Innenministerium auf die Idee kommt zu signalisieren, dass sich die Polizei doch bitte ohne Schlagschutz zwischen die Demonstranten stellen soll, weil das angeblich deeskalierend wirken soll, dann platzt mir ehrlich der Kragen.

Der Großteil der Demonstranten, egal welcher politischen Gesinnung angehörend, ist friedlich. Doch den Demonstranten die auf Krawall aus sind, ist es scheißegal ob die Polizisten vor Ihnen Schlagschutz anhaben oder nicht. Es fliegt trotzdem alles was nicht niet- und nagelfest ist. Und hier sind auch mal die linksradikalen Demonstranten anzusprechen. Ich habe das Gefühl dass gerade die linke Gewalt in Deutschland erheblich beschönigt wird. Was das Demonstrationsverhalten angeht, geben sich Links- und Rechtsradikale absolut gar nichts. Wenn dann der Bürger noch fragt, warum denn die Polizei mit dem Rücken zu den "Rechten" steht und mit dem Gesicht zu den "Linken", dann sollte man sich mal ganz scharf Gedanken machen.

Das Thema "fehlender Schlagschutz" hat mich jedenfalls ziemlich schockiert. Das ist nicht das erste Mal das ich das höre und ich bin froh, dass ich so etwas immer erst hinterher erfahre. Ich weiß nicht ob die Menschen die solche Entscheidungen treffen denken Polizisten wären alle alleinstehend und hätten keine Familie. Ganz im Gegenteil. Viele Kollegen und Kolleginnen meines Mannes die solche Demonstrationen absichern haben Frauen oder Männer und Kinder. Was soll man denen denn bitte hinterher sagen, wenn mal was schief geht? Berufsrisiko? Meines Erachtens ist sowas nur eine Einladung dafür, dass mal wirklich was ordentlich in die Hose geht. Aber man hat das ja alles nicht kommen sehen...

Nun jedenfalls sorgen die Vielzahl an Demonstrationen dass es auf den Dienststellen neben den Krankenstand auch noch weitere Polizisten fehlen, die nicht ihren herkömmlichen Streifendienst antreten können. Dann darf sich der Bürger eben nicht mehr wundern, dass er zu hören bekommt, dass es dauern kann, bis jemand kommt, weil alle im Dienst befindlichen Polizisten anderweitig eingespannt sind.

Ich denke man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Polizei derzeit verheizt wird. Die ganze Sache aussitzen und abwarten ist mit sicherheit nicht die richtige Lösung, denn besser wird es auf die Schnelle nicht mehr werden.

Was mir als Frau eines Polizisten bleibt sind derzeit viele Sorgen und die Hoffnung dass er gesund von solchen Einsätzen zurückkehrt.